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Die Reisprinzessin aus der Rhön

Aktualisiert: 26. März 2019

Portrait über Rebekka May und ihren Dinkelreis, veröffentlicht im Rhön-Magazin

Portrait über Rebekka May und ihren Dinkelreis

Sechsseitiges Portrait im Rhön-Magazin

Rebekka May hat mit ihrem Mann Christian den Biohof May in Junkershausen

übernommen. Vor allem der bislang unbekannte Dinkelreis überrascht und begeistert viele Kunden. Eine Reise in eine nachhaltige Zukunft.


Junkershausen – Reis aus Franken? Denkt man an Reis und dessen Anbau, so denkt man an die saftigen und in Wasser stehenden Reisfelder in Vietnam oder die grünen Reisterrassen in Indien. An das unterfränkische Junkershausen im Landkreis Rhön-Grabfeld hingegen denkt man dabei wohl nicht.


Seit Januar 2017 wohnt und lebt Rebekka May, geborene Kwon, mit ihrem Mann Christian in der Rhön. Nach vielen Jahren im Frankfurter und Wiener Großstadtdschungel entschieden sich die beiden, den Biohof von Christians Eltern zu übernehmen, weiterzuführen und vor allem wiederaufzubauen. Nach einem verheerenden Großbrand im November 2015, bei dem bis auf das Wohnhaus der komplette Hof, die Schweine-Stallungen und damit auch die Zukunft des Hofes abgebrannt war, blieb lange unklar, wie es mit dem Biohof weitergehen sollte.

Mittlerweile sieht man die Fortschritte des Hofes wie in einem Zeitraffer. Die modernen Holz-Stallungen für die Schweine werden wieder aufgebaut und sind kurz vor der Fertigstellung, die Hühner fühlen sich in ihren Hühnermobilen wohl und legen jeden Tag ein Ei. Sonntags auch mal zwei. Aber von einem klassischen Wiederaufbau oder einem „weiter wie bisher“ kann man auf dem Biohof beim besten Willen nicht sprechen. Denn Rebekka brachte mit ihren koreanischen Wurzeln nicht nur neuen Wind und ihren Reiskocher mit auf den Biohof, sondern ein neues und zugleich uraltes Produkt mit in die Rhön. Dinkelreis.

„Das war genau mein Ding.“

„Da ich wie meine ganze Familie natürlich für mein Leben gerne Reis esse und auch einen gewissen asiatischen Touch mit auf den Hof bringen wollte, war ich vom selbst angebauten und produzierten Dinkelreis sofort begeistert,“ erzählt die 31-Jährige. „Das war genau mein Ding.“

Schon vor 1000 Jahren lobte Hildegard von Bingen Dinkel in den höchsten Tönen und beschrieb ihn als gesundheitsfördernd, stimmungsaufhellend, mild und leichtverträglich. Wie seit Jahrzehnten wird auf den um den Hof liegenden Äckern des Biohofes May fleißig klassisches Dinkelgetreide angebaut. Nur die Weiterverarbeitung ist neu für die Mays. Und das macht dieses Produkt so spannend.




Wie beim klassischen Reis, etwa aus Japan, wird der „Dinkelreis“, der zu dem Zeitpunkt noch ein normales Dinkelkorn ist, geerntet, gereinigt und entspelzt. Aufgrund der hohen Sommertemperaturen und des ausbleibenden Regens fiel die Ernte in diesem Jahr zwar gutes Stück früher aus als in den vergangenen Jahren, was dem Geschmack aber nicht schadet. Denn (Schwieger)-Vater Dietmar, seit 1989 überzeugter Biobauer, nutzt seinen großen landwirtschaftlichen Erfahrungsschatz und das richtige Händchen für den perfekten Erntezeitpunkt. Anfang August fällte Dietmar die Entscheidung. Intensive Studie des Wetterberichts, Messung der Korn-Feuchte und los gings. „Holen wir den Reis heim!“

Von Junkershausen in die Oberpfalz

Danach macht sich Rebekka aus dem Staub der Ernte und bringt die Dinkelkörner höchstpersönlich in die Gailertsreuther Mühle von Gerald Meierhöfer in die Oberpfalz. Dieser hat sich in der Bio-Szene mit seiner Mühle einen Namen gemacht, da er ausschließlich Bio-Produkte weiterverarbeitet. Das ist keine wirtschaftliche Entscheidung von ihm, sondern eine Einstellung und ein klares Statement. In seiner Mühle braucht Müller Gerald drei volle Durchgänge mit seiner Schleifmaschine, um die Körner zu dem Endprodukt Dinkelreis zu polieren und zu veredeln. Dabei werden schonend nur die Schalen und Häute des Korns entfernt.

Vollbepackt mit den Säcken voller Reis geht es dann für die Jungbäuerin Rebekka wieder zurück in die Rhön, wo jede Packung von Hand befüllt und mit einer Nähmaschine einzeln verschlossen wird. Immer mit dabei: Eine große Portion Freude, Grinsen und die Leidenschaft, die Rebekka mit ihrem Mann in die Produktion, Verarbeitung und Verpackung des Dinkelreises steckt. Das schmeckt man.

Jeder Schritt ist transparent, jedes Korn gleich geliebt. So stellt man sich das „wissen wo’s herkommt“ vor. So soll es sein. Gleichsam wie der normalen Reis, kann von nun an der Dinkelreis auch wie dieser zubereitet werden kann. Für Risotto, für Salat, als knackige Beilage.

Vergleicht man den fränkischen Reis mit seinem Pendant aus Fernost, so punktet das regionale Produkt aus Junkershausen mit einem deutlich geringeren Wasserverbrauch, einem erheblich kürzeren Transportweg als der asiatische Reis, einem unvergleichlichen, nussigen Geschmack und vor allem mit der Liebe in der Herstellung. Das Besondere am Bio-Dinkelreis vom Hofe May ist, dass dort keine modernen Sorten sondern ein klassischer Ur-Dinkel angebaut wird, der eben nicht mit Hochleistungsweizen eingekreuzt wurde. Deswegen so verträglich, deswegen so gut. Es geht halt Rebekka und Christian nicht um hohen Ertrag, sondern um höchste Qualität.

„Das ist so schön, da vorne wächst unser Reis,“

Denn wenn man bedenkt, dass viele Produkte wie Mehl oder eben auch Reis, die in unseren Supermarkt-Regalen stehen, nicht regional produziert, sondern um die halbe Welt geschifft werden, so ist auch dies beim Dinkelreis eines der Argumente, die nicht nur dem Gaumen sondern auch dem Gewissen gut schmecken. Reis von nebenan.

„Das ist so schön, da vorne wächst unser Reis,“ deutet Rebekka mit ihre Abpack-Schaufel stolz auf den nächstgelegenen Acker. Es gibt vermutlich wenige Produkte, bei denen Anbau, Produktion und Verkauf nur wenige Meter entfernt liegen. Denn im kleinen Eierhäuschen in der Ortsmitte von Junkershausen sind dann die Reispackungen, neben Eiern, Mehl und Dinkelnudeln 24/7 erhältlich.

Doch nicht nur in Junkershausen und in der Rhön schwört man auf den Dinkelreis. Mittlerweile haben etwa Szene-Cafés in München oder hochwertige Restaurants in Frankfurt das nussige Gericht auf der Speisekarte. Oft auch noch persönlich vorbeigebracht. Vom Hof, von Rebekka, von Herzen.

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